Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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70 Jahre Gnadenkirche: Festgottesdienst und Empfang am 1. Advent

Am 1. Dezember feiern wir um 10 Uhr einen Festgottesdienst zum 70-jährigen Bestehen der Gnadenkirche mit Pfarrer Brödenfeld und Pfarrerin Goldbach. Anschließend ist die Gemeinde zum Empfang und Imbiss ins Gemeindehaus eingeladen.

Abholen des Holzes am Güterbahnhof Richtfest im Mai 1949

70 Jahre Gnadenkirche - Anlass zu dankbarem Rückblick

„Ein halb Jahrtausend trug ich an der Mathena - 1429 – 1945 - nun läßt Gott mich tragen seine Gnadenkirche.“

Schon der Grundstein der Gnadenkirche, auf dem diese Worte zu finden sind, weist auf die besondere Geschichte dieser Kirche hin. Eingeweiht am 1. Advent 1949, feiert die Gnadenkirche am 1. Dezember 2019 mit einem Festgottesdienst ihr 70jähriges Bestehen.

Drei schwere Bombenangriffe im Februar 1945 hatten mit der Stadt auch ihre Kirchen zerstört. Das Presbyterium plante eine Nachfolgekirche auf dem Fusternberg. Nach dem Kriegsende stellten der "Weltrat der Kirchen", der "Lutherische Weltbund", die "Presbyterianische Kirche der USA" und das "Hilfswerk der Ev. Kirchen der Schweiz" Geld aus Spendenmitteln zur Verfügung. Der damalige Leiter des deutschen Ev. Hilfswerkes, der spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmeier, bat den bekannten Architekten Otto Bartning um den Entwurf für eine "Notkirche", die schnell und preiswert herzustellen und aufzubauen sein sollte. Bartning entwickelte mit seinem Team eine Art "Baukastensystem" aus vorgefertigten Bauteilen. Als das Presbyterium von diesem Programm erfuhr, bewarb es sich beim "Weltrat der Kirchen" in Genf um eine solche Notkirche. Am 10. Mai 1948 kam die Zusage aus Genf in Form einer Schenkungsurkunde.

Die Spendengelder waren von presbyterianischen Gemeinden im Mittelwesten der USA, Farmern und einfachen Leuten, als Zeichen und großzügige Geste der Versöhnung nach den Schrecken des Krieges für den kirchlichen Wiederaufbau gesammelt worden. So erhielt die Gemeinde Wesel die Gnadenkirche als "Bartning’sche Notkirche".

Presbyter mit Bibel und Abendmahlsgeschirr Einweihung der Gnadenkirche am 1. Advent

Unter großer Beteiligung fand am2. Ostertag 1949 die Grundsteinlegung statt, 6 Wochen später wurde Richtfest gefeiert. Als Baumaterial griff man auf die reichlich vorhandenen Trümmer zurück. So wurden rund 90.000 Klinker des zerstörten Gemeindehauses am Willibrordiplatz von freiwilligen Helfern mit Fuhrwerken herangeschafft und vor Ort von den Damen der Frauenhilfe und Konfirmanden säuberlich abgepickt. Mit ihnen wurde die äußere Fassade die Kirche verklinkert. Im Inneren verbaute man Formsteine aus gemahlenem Trümmerschutt. Am 27. November 1949, dem 1. Advent, wurde die Gnadenkirche eingeweiht.

Auch heute, 70 Jahre nach ihrer Erbauung, ist die Gnadenkirche noch immer eine lohnenswerte Sehenswürdigkeit. Sie soll, so wie sie ist, als "Mahnmal gegen Krieg und Gewalt" erhalten bleiben.

Klaus Vogel