Evangelische
Kirchengemeinde
Wesel
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Zum Jubiläum in 2015 gibt es eine neue Gesamtkonzeption für Wesel

Ausschuss arbeitet fleißig an einer neuen Grundordnung für die Gemeinde

Langsam aber stetig entwickelt sich etwas in einem Gremium der Gemeinde, das still und fleißig seit etlichen Monaten arbeitet.  Neun Mitglieder des Presbyteriums von allen vier "Kirchtürmen" arbeiten mit Unterstützung von zwei Gemeindeberatern der GO, Uwe Sendzik und Susanne Jantsch, an einem Entwurf für eine Gesamtkonzeption der Kirchengemeinde Wesel. Ob es der "große Wurf" wird? Auf jeden Fall sind alle Beteiligten nach wie vor überzeugt, dass sie eine Art neue Magna Charta für die Gemeindearbeit entwerfen können. Sie soll - wenn alles wie vorgesehen klappt - auf der nächsten Klausur-Tagung des Presbyteriums  Ende Oktober weiter diskutiert und im kommenden Jubiläumsjahr - die Gemeinde wurde vor 475 Jahren evangelisch - in Kraft gesetzt werden. Ein ehrgeiziges, aber auch notwendiges Ziel. Denn mittlerweile ist es schon von der Kirchenordnung her nötig, dass die Presbyterien für ihre Gemeinden eine solche Gesamtkonzeption schriftlich formulieren und sie jeweils auch in überschaubaren Zeiträumen überprüfen und gegebenenfalls aktualisieren. In Wesel wurde vor 10 Jahren die letzte Konzeption in Kraft gesetzt. Sie entspricht in vielen Teilen nicht mehr der gemeindlichen Realität. So erschien es sowohl nötig wie auch sinnvoll, sich grundsätzlich über die Ausrichtung der Gemeindearbeit Gedanken zu machen. In diesem Prozess wurde das Gremium durch die GO, eine Art Beratungsunternehmen der Kirche, in Form von Fachleuten bislang sehr erfolgreich unterstützt. Um einen kleinen Einblick in die bisher vorliegenden schriftlichen Ergebnisse zu bieten, dokumentieren wir hiermit einen Entwurf aus dem bisher vorliegenden Eingangsteil. Er beschäftigt sich mit der Frage der "Biblischen Leitgedanken" und dem "wer wir sind, woher wir kommen, wofür wir stehen."

  1. Biblische Leitgedanken

„Und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ (Psalm 23,6)

In unserer Gemeinde steht wie in allen evangelischen Gemeinden des Rheinlands als Ausgangspunkt der Glaube, dass Gott uns liebt und annimmt, unabhängig davon, wer wir sind oder was wir leisten. Diese Gnade hat Jesus Christus mit seinem Leben und Sterben bezeugt. Die Bibel ist für uns als Heilige Schrift Quelle des Glaubens und  Orientierung für das Leben.

Das Wort Gottes ist zum einen Zuspruch und Trost und  bietet Halt in verschiedenen Lebenslagen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1)  „Einen anderen Grund kann niemand legen, als der der gelegt ist durch Jesus Christus.“ (1. Korinther 3,11).

Zum anderen ist es auch Anspruch und Wegweisung für unser Handeln als Christen in dieser Welt: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“ (Sprüche 31,8)

Der Glaube führt uns zusammen als neue Gemeinschaft von Menschen, die in Jesus Christus auf besondere Weise verbunden sind. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28)

In unserer Gemeinde möchten wir den christlichen Glauben in dieser Ausprägung leben. Die Gottesdienste, Veranstaltungen und Begegnungen stärken und ermutigen uns, die Welt und die Gesellschaft, in der wir leben, verantwortlich als Christinnen  und Christen mit zu gestalten.

     2. Wer wir sind

Wir sind mit über 14000 Gemeindegliedern eine zahlenmäßig sehr große evangelische Kirchengemeinde in einer mittelgroßen Stadt. Zu ihr gehören vier Kirchen und Gemeindezentren und viele weitere Einrichtungen auf dem Gebiet der Stadt Wesel im Kirchenkreis Wesel. Der Willibrordi-Dom im Stadtzentrum, die Gnadenkirche im Ortsteil Fusternberg, die Friedenskirche in der Feldmark und die Kirche am Lauerhaas in Wesel–Obrighoven bilden jeweils  für die Gemeindeglieder die Kulminationspunkte des evangelischen Gemeindelebens vor Ort. Diese kirchlichen Zentren haben zum einen bezirkliche Aufgaben und besondere Schwerpunkte als Gemeinde vor Ort. Zum anderen sind sie auf vielfältige Weise stadtteilübergreifend miteinander als Großgemeinde vernetzt - personell wie auch konzeptionell.  So sind sie z.B. eng verbunden  aufgrund der Leitung durch ein gemeinsames Presbyterium sowie durch vielerlei gesamtgemeindlich verantwortete Aktivitäten.

Die Gemeinde und ihre Mitglieder leisten soziale und diakonische Aufgaben in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen  und Senioren  zum Teil auch in enger Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenkreis und seinen Beratungs- und Hilfsangeboten in der Notfallseelsorge, Telefonseelsorge bzw. im Diakonischen Werk.

  1. Wo wir herkommen

Die Evangelische Kirchengemeinde Wesel ist 1540 mit der erstmaligen Abendmahlsfeier unter „beiderlei Gestalt“ in St. Willibrord und der Berufung eines evangelischen Stadtpredigers praktisch evangelisch geworden. Damit kann sie im Jahr 2015 auf 475 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. In den Anfängen der Reformationszeit prägte zunächst mehr der lutherische Einfluss das kirchliche Leben. Dann aber setzte sich nach einigen Jahren  die evangelisch-reformierte  Konfession in der damals recht bedeutenden Hansestadt durch. Dabei spielte auch der Einfluss der zahlreichen calvinistisch geprägten Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden eine zentrale Rolle. Aus dieser Zeit stammt auch der sprichwörtliche Ruhm Wesels als „vesalia hospitalis“ (gastfreundliches Wesel). Diesen Ehrennamen erhielt Wesel 1578 von flämischen Religionsflüchtlingen, die sich in unserer Stadt herzlich aufgenommen fühlten. 1568 hatte hier zuvor der „Weseler Konvent“ stattgefunden, der die wesentlichen Prinzipien einer „presbyterial-synodalen“ Kirche, wie sie im Rheinland noch heute prägend  sind, vorgebildet hat. Das heißt: Die Leitung von Kirche und Gemeinden liegt auf allen Ebenen bei gewählten Mitgliedern und geschieht grundsätzlich gemeinsam.

Im 19. Jahrhundert wurde die Evangelische-reformierte Gemeinde  Wesels zusammen mit der kleineren lutherischen Gemeinde Wesel  als „Evangelischen Kirchengemeinde Wesel“  vereinigt (1831). In 20. Jahrhundert bildeten sich bedingt durch die geschichtlichen Ereignisse die heutigen kirchlichen Zentren aus. So wurde die Kirche am Lauerhaas 1931 in Obrighoven erbaut. Nach der Zerstörung  der beiden evangelischen Stadtkirchen ( Mathena-Kirche und Willibrordi-Kirche) im Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau des Willibrordi-Domes, der bis in die gegenwärtige Zeit andauert. Schließlich wurden in den Stadtteilen Fusternberg 1949 mit der Gnadenkirche  und 1965 in der Feldmark  mit der Friedenskirche neue Gemeindezentren errichtet.

Die Geschichte der Gemeinde, die von Gastfreundschaft, Öffnung und Toleranz und von wichtigen evangelischen Traditionen geprägt ist, ist auch eine Verpflichtung für heutige und künftige Generationen ihrer Mitglieder. Das alte Siegel, das bis heute  in der Gemeinde gebräuchlich ist, zeugt von diesem Geist.  Auf ihm ist ein niederländischer Flüchtling mit einem Spruchband dargestellt. Das Spruchband trägt die lateinische Aufschrift “hospis fui et collegistis me”. Zu deutsch: “Ich war ein Flüchtling, und ihr habt mich beherbergt.” Das Wort ist ein Bibelzitat aus Matthäus 25,35.

  1. Wofür wir stehen

Wesentlich für die Identität unserer Gemeinde ist neben der Orientierung  an biblischen Grundwerten auch das Festhalten an der aus der Geschichte erwachsenen evangelischen Traditionen wie der Freiheit und Toleranz  sowie die Verpflichtung gegenüber dem diakonischen Auftrag.

Insofern soll  alles Handeln der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das ehrenamtliche Engagement der Gemeindeglieder, das  auf der Vorstellung vom Priestertum aller Gläubigen basiert, darauf ausgerichtet sein, das Evangelium in Wort und Tat zu verkündigen.

Es soll dabei immer deutlich werden, dass wir für alle Mitglieder einladend und offen sein möchten. Evangelisch in Wesel zu sein kann aber  auch heißen, sich in Einzelfällen gegen eine herrschende Meinung zu positionieren, wenn es um eine Gewissensentscheidung des Glaubens geht: „Hier steh ich und kann nicht anders.“ (Luther)