Sehens-werte Orte in Wesel | Station 5
Mahnmal zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger der Stadt Wesel
Pastor-Boelitz-Straße Ecke Willibrordipl. 46483 Wesel

Neben dem markanten Dom, in Nachbarschaft zum Haus am Willibrordi-Platz, fällt es kaum auf, das Mahnmal zum Gedenken der verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger der Stadt Wesel. Das Mahnmal ist gestaltet in der Form eines Davidsterns, der etwas verkantet aus dem Erdreich emporwächst – oder darin versinkt.
In der Tat: während der Gräuel des Nazi-Pogrom im November 1938 versanken unweit des heutigen Mahnmals die Synagoge und die jüdische Schule in Schutt und Asche.
Das Mahnmal ist nicht nur Erinnerungsort für das Untergegangene. Es ragt aus dem Erdreich heraus, kantig, ja vielleicht sogar störend. So wie die Erinnerung an die Gräueltaten der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten den heute mancherorts salonfähig gewordenen Umgang mit Minderheiten stören und bestenfalls zum Besseren wenden kann.

An vielen Stellen über die ganze Stadt verteilt finden sich Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. (Liste aller Stolpersteine: https://www.wesel.de/kultur-freizeit/stadtarchiv/stolpersteine/die-opfer) Wie das Mahnmal zwischen Willibrordi-Dom und Haus am Willibrordi-Platz, sind sie Erinnerungszeichen, über die der Passant heute „stolpern“ soll. Jeder einzelne der 134 Stolpersteine erinnert an das Schicksal einer jüdischen Mitbürgerin, eines jüdischen Mitbürgers, die in der Nazizeit aus Wesel vertrieben wurden. Die Steine sind jeweils dort im Straßenpflaster verlegt, wo das Wohnhaus der Vertriebenen stand. So ragt die Erinnerung an vergangene Gräuel in die Gegenwart des Lebensraums, den wir tagtäglich „betreten“.
Schau hin
In der Vergangenheit Versunkenes ragt in die Gegenwart und fragt unseren Alltag an:
- Wie gehen wir heute mit Minderheiten um?
- Bemühen wir uns um eine Kultur der Toleranz und Offenheit, gerade Fremdem und Fremden gegenüber?
- Suchen wir nach Schuldigen, oder gar Sündenböcken für missliebige Umstände?
- Wie halten wir die Erinnerung an die Gräuel-Taten wach, zu denen die Menschen auch in unserer Stadt Wesel in der Nazizeit fähig waren?
Stefan Sühling
oekt.kirche-wesel.de
Evangelische Kirchengemeinde Wesel
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