Ökumenischer Kirchentag in Wesel

Sehens-werte Orte in Wesel | Station 4

Historische Rathausfassade | Vesalia Hospitalis

Großer Markt in der Weseler Innenstadt, 46483 Wesel

HistorischeRathausfassade

Wir stehen hier an der historischen Rathausfassade auf dem großen Markt. Diese Fassade erinnert an die Geschichte der Stadt und der Menschen, die vor uns in Wesel lebten. Sie erinnert auch daran, dass es vielen Bürger*innen wichtig war und ist, an die Geschichte unserer Stadt zu erinnern. Viele haben sich eingesetzt und stark gemacht, damit diese Fassade uns heute eine Ahnung davon gibt, wie Wesel einmal ausgesehen haben muss.

Unsere Stadt nennt sich „Vesalia Hospitalis – gastfreundliches Wesel“. Dieser Titel geht auf eine Entscheidung zurück, die der Rat der Stadt im Jahr 1544 traf.

Damals gewährte er calvinistischen Glaubensflüchtlingen das Recht, in Wesel bleiben zu dürfen. Sie waren wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat in den heutigen Niederlanden und Belgien geflohen. In Wesel fanden sie Aufnahme – entgegen der ansonsten vorherrschenden Haltung (Glaubens-)Fremden gegenüber. Wie gut und in der Folge für die Stadt günstig diese mutige Entscheidung des Rates war, zeigte sich schon bald darauf. Die gesamte Stadt kam, dank der Fähigkeiten der Geflüchteten z.B. in Tuchhandel, Buchdrucks und weiterem (Kuns)Handwerk zu Wohlstand. Insgesamt kamen in den nächsten vierzig Jahren mehrere tausend Flüchtlinge in die Stadt. Einige blieben. Andere zogen, als dort keine Gefahr mehr drohte, wieder in ihre Heimat zurück. Als Zeichen der Dankbarkeit überreichten am 24. Februar 1578 einige der geflohenen Neubürger zwei goldene Pokale. In der Aufschrift: „Vesalia hospitalis“ (lat. Gastfreundliches Wesel) findet der Dank für die gewährte Gastfreundlichkeit Ausdruck. Zu sehen sind die „Geusenbecher“ im städtischen Museum Centrum an der Ritterstraße.

Schau hin

Das Rathaus machte seinerzeit, besonders durch seine reich geschmückte Fassade, den Reichtum der Stadt sichtbar. Der repräsentative Ort der Verwaltung zeigt auch: Die Bürger der Stadt verstehen sich als Gemeinschaft und haben als Stadtgesellschaft ein gemeinsames Verständnis davon, wie das Zusammenleben gut gelingen kann. Mit dem Beschluss des Rates der Stadt im Jahr 1540 war Wesel als erste Stadt am Niederrhein „protestantisch“ geworden. Schon darin zeigte sich die Courage, die die Stadt und die Stadtgesellschaft, auch mit der mutigen Entscheidung für die Glaubensflüchtlinge, immer wieder ausgezeichnet hat.

„Gastfreundliches Wesel“ lautet der Titel, mit dem unsere Stadt sich schmückt. Gastfreundschaft gilt es anzubieten und als Gast auszuhalten, wenn wir uns in der Familie, mit Freunden und Bekannten treffen. Als Gesellschaft gastfreundlich genannt zu werden fordert heraus, auch heute noch:

„Wieso sollen die mehr bekommen als ich?“ Der Blick auf den eigenen Vorteil und der permanente Vergleich zwischen dem, was ich habe und dem; was der andere bekommen, ist der Gastfreundschaft nicht dienlich.

Gäbe es nicht die Menschen, die einfach geben, weil sie Grundsätze haben, von denen sie überzeugt sind, lebten wir in einer aufrechnenden, neidischen, egoistischen Gesellschaft. Sich selbst zurückzunehmen und dankbar zu sein für das, was ich habe und gleichzeitig Einsatz für andere Menschen, die (Stadt)Gesellschaft und Benachteiligte zu zeigen, bleibt der Anspruch von „Vesalia hospitalis“ Ich frage mich, wo setze mich für andere Menschen ein auch, wenn es vielleicht Überwindung erfordert?

Wo prägt das Geben mein Leben?

Wo setze ich mich ein für gutes gesellschaftliches Zusammenleben? Die Weseler Zivilgesellschaft hat sich in den letzten Jahren als solidarisch, hilfsbereit und offen gezeigt. Vielfältig haben sich Bürger*innen und Zivilgesellschaft für die Menschen eingesetzt, die in Wesel neu versuchen Heimat zu finden. Zeigen wir, dass es in Zukunft so bleibt.

Maartin Knauer

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